Nicht nur Schneewittchen konnte dem Apfel nicht widerstehen!
Nicht nur Schneewittchen konnte dem Apfel nicht widerstehen!
Am vergangenen Donnerstag erlebte unsere Schule ein außergewöhnliches Highlight: Eine Expertin für Obstkunde begeisterte mit ihrem Wissen rund um Äpfel, Birnen und Quitten das Publikum.
Die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe sowie einige Lehrkräfte erwarteten gespannt die Veranstaltung von Frau Hage. Denn keiner konnte sich unter einer Pomologin irgendetwas Greifbares vorstellen. Um 9.30 Uhr war es dann so weit: Vorbei an einer großen Auswahl an Äpfeln, Birnen und Quitten ging es in die Bibliothek, wo unsere Referentin von Herrn Strauß im Namen der Schulleitung begrüßt wurde. Sofort ging es tief in die Materie, und Frau Hage stellte ihre Berufung „Pomologin“ vor. Denn eine Ausbildung dazu gibt es in Deutschland nicht. So berichtete sie von ihrem Werdegang und wies, gestützt auf zahlreiche Internetseiten, auf das deutschlandweite Angebot des Pomologen-Vereins hin.
Aber was macht ein Pomologe eigentlich genau? Er forscht an den verschiedenen Obstsorten – hauptsächlich natürlich an den Apfelsorten. Der Apfel ist nämlich die beliebteste Obstart in Deutschland mit der größten Sortenvielfalt.
Bei der Forschung wird besonderer Wert auf die Erhaltung alter Sorten gelegt, da die meisten heute erhältlichen Äpfel von nur sechs Sorten mit ähnlichen Eigenschaften abstammen: guter Geschmack (die im Supermarkt gekauften Äpfel sollen ja gleich gegessen werden), eine bestimmte Form und eine kräftige Farbe (rot oder gold). Schließlich sollen wir zum Reinbeißen verführt werden – ganz so wie Schneewittchen. Die Gefahr: genetische Verarmung droht! Hinzu kommt, dass im Erwerbsobstbau die Äpfel im Spätsommer oder Herbst unreif geerntet und viele Monate, teilweise bis zu einem Jahr, in speziellen Lagerräumen aufbewahrt werden, bis der Einzelhandel entsprechende Bestellungen aufgibt. Bevor die Äpfel aber im Supermarkt landen, werden sie mit einem Reifegas behandelt – mit der Folge, dass sie mehr Farbe bekommen. Geschmacklich tut sich allerdings nicht mehr viel. Die Äpfel wurden schließlich unreif vom Baum gepflückt. Wo soll der Geschmack denn auch herkommen? Von der Spritzmittelbehandlung im Lagerraum, damit die Äpfel nicht zu faulen beginnen? Von der Dunkelheit und Kälte im Lagerraum?
Doch zurück zu unseren Äpfeln, die wir im Supermarkt finden …
Leider haben diese sechs Sorten einen großen Nachteil: Jede einzelne dieser Sorten ist „Weltmeister“ in Bezug auf die häufigsten Obstkrankheiten überhaupt – Schorf, Mehltau, Krebs. Was tun? Um die Äpfel am Baum (und natürlich auch die Bäume selbst) schön aussehen zu lassen, werden im konventionellen Obstbau enorme Mengen von Spritzmitteln eingesetzt. Demgegenüber stehen die in ökologischer Weise oft auf Streuobstwiesen angebauten heimischen Sorten, die zwar nicht so schön aussehen wie die Äpfel im Supermarkt, dafür aber erheblich besser schmecken, weniger Krankheiten bekommen und dadurch, dass sie nicht gespritzt werden, keine Umweltschäden verursachen.
Besonders interessant sind Apfelsorten, die für spezielle Anwendungen gezüchtet wurden, z. B. für Apfelwein, -saft, -most oder -brand, zum Gleichessen oder zum Lagern für den Winter, zum Kochen oder Backen, zum Trocknen oder Dörren oder als Säurelieferanten. Nach der Einführung ging es dann erst richtig ran an die Äpfel: Über eine Stunde lang durften unsere Schülerinnen und Schüler, beraten von Frau Hage, Äpfel, Birnen und Quitten von den Sorten probieren, die wir auf unserem Schulgelände als Streuobstbäume gepflanzt haben. Ziel war es, dass jeder seine Lieblingssorte finden sollte. Leider blieb dieses Unterfangen vollkommen erfolglos, denn jede der angebotenen Früchte schmeckte ganz hervorragend!
Viel zu bald endete die Veranstaltung. Einen Tipp hatte Frau Hage aber noch: Selbst Apfelallergiker vertragen alte Sorten wegen des hohen Polyphenolgehalts recht gut. Also einfach vorsichtig von Sorte zu Sorte rantasten und ausprobieren.
Herr Strauß bedankte sich zum Abschluss bei der Referentin Frau Hage, bei Frau Treiber und unserem Landkreis, die die Veranstaltung erst möglich gemacht haben, und zuletzt bei unseren Schülerinnen und Schülern für ihr reges Interesse.



